Preisträger 2021

21.11.2021

>

Hauptwettbewerb

Bester Film 2021

Posjeta (The Visit) – Đorđe Vojvodić (Montenegro)

Besuch bekommt der in Berlin lebende Stefan aus seiner Heimat Montenegro. Eigentlich lebt er ein normales Studentenleben zusammen mit seinem Freund. Aber als sich die Eltern von Stefan aus Montenegro zu Besuch ankündigen räumt er lieber das Feld, denn so normal wie Homosexualität in der modernen Großstadt ist, ist sie in seiner Heimat noch lange nicht.

Die Eltern überrumpeln ihn mit nicht nur mit Vorschlägen, wie er sein Leben gestalten soll, sondern haben auch gleich einen neuen Pullover und eine neue Mitbewohnerin mitgebracht: Lana, eine Nachbarstochter aus Kindertagen. Ihr Vater lässt sogleich die Umzugskartons hereintragen und das Zimmer einrichten.

Der titelgebende Besuch führt Stefan in den Konflikt zwischen dem urbanen Leben in individueller Freiheit und den konservativen Familienstrukturen, die stets bereit sind zuzuschnappen um das Individuum wieder einzufangen.

Am nächsten Tag wird Stefan handeln müssen um sich diesem Konflikt zu stellen und seinen Weg zu gehen.

Die Dialoge sind knapp und auf den Punkt geschrieben, die Schauspieler geben den Figuren Tiefe abseits dieser Dialoge, die Kamera lässt uns mit Stefan fühlen, wie es in der Wohnung, die eben noch seine weite Welt war, zu eng wird.

Das Thema individuelle Freiheit vs. Konservative Familienstruktur behandelt „Posjeta“ rundum gelungen mit Witz und Liebe zu seinen Protagonisten, ohne auf den Zuschauer moralischen Entscheidungsdruck für eine Seite auszuüben.

Beste Regie 2021

Bijeli Božić (White Christmas) – Josip Lukić (CRO)

„White Christmas“ 

st eine winterblasse Meditation auf das Gefühl der Leere und Aporie.

Der Regisseur Josip Lukic selbst ist in seinem Film als Protagonist unterwegs im Maksimir-Park in Zagreb und unterhält sich mit scheinbar zufälligen Begegnungen über die Themen der Welt: Politik, Korruption, Geld, Klima – und Trainingsmethoden. Die Plansequenzen der Gespräche sind durch die weiten Einstellungen bewusst entdramatisiert und entwickeln dadurch ihre Kraft der Alltäglichkeit.

Ins Absurde gesteigert bittet der Regisseur einen Freund, daß er ihm mit einem Baseballschläger ein Bein bricht, der aber nicht drauf eingeht. Die statischen Kameraeinstellungen der Natur vermitteln Leere, Stille, Ruhe. Alles verharrt in einem seltsamen Winterschlaf, sogar die Farben.Die Wege im Park scheinen auch zu nichts anderem zu führen als zu sich selbst, auch die Sportlergruppe auf dem künstliche Hügel mit der Falken-Skulptur dreht sich ausschließlich in sich.

Währenddessen legt sich der Protagonist wie zum Winterschlaf an eine Statue, wartend auf einen Weg aus der Weglosigkeit. Weihnachten dient als Kulminationspunkt der Hoffnung auf mehr Lebendigkeit: Hoffentlich schneit es am Heiligen Abend.

Auch hier hoffen wir, daß die Hoffnungen nicht enttäuscht werden.

Besondere Erwähnung 2021

Kad smo mi bili oni (When we were them)  - Danis Tanović, Damir Šagolj (BiH)

„When were were them“ nimmt uns mit in ein Flüchtlingslager in Bosnien Herzegovina. Während wir in den täglichen Nachrichten konfrontiert werden mit Bildern von Menschen auf der Flucht, aktuell wieder von der belarussisch-polnischen Grenze, und wir Gefahr laufen, daß uns diese Bilder in ihrer Fülle und in ihren Wiederholungen seltsam kalt lassen und wir unsere Empathie aufgeben, trifft uns dieser Film ins Mark.

Die erschütternden Schlaglichter auf die persönlichen Geschichten von Menschen auf der Flucht stellen uns vor die Frage, wie viel ein Einzelner aushalten muss oder kann und welche Umstände er hinter sich gelassen haben muss um in einem Camp zu landen, in dem die Hoffnung auf ein besseres Leben täglich kleiner wird.

Gleichzeitig erinnern die Luftaufnahmen an ein seltsames Lager, in dem geheime Experimente durchgeführt werden, was den Eindruck der Menschenfeindlichkeit und Kälte in diesem eingezäunten Gebiet noch verstärkt.

Die Pointe des Filmes erinnert uns daran, daß vor einer Generation die Menschen in Bosnien-Herzegovina in einem ähnlichen Leben feststeckten und sie betont den Universalismus der Notwendigkeit, Menschen auf der Flucht zu helfen statt Ihre Hoffnungen zunichte zu machen.

Studentischer Wettbewerb

Bester Film 2021

“SEA BY THE RIVER AND RIVER BY THE SEA”  - Sovran Nrecaj

Dieser Film hat uns durch seine interessante Geschichte und seinen gut erkennbaren Bezug zur Aufarbeitung einer kriegerischen Vergangenheit voll und ganz überzeugt.

Auch fanden wir seine technische Gestaltung, sowie die Qualität von Bild und Ton sehr überzeugend. Sehr gut hat uns auch die Story hinter dem Film gefallen, man konnte klar das Erlebte der Mutter nachvollziehen, wie sich das Abschiednehmen nach 20 Jahren wiederholt hat.

Auch die Arbeit der Schauspielerin und der beiden Schauspieler hat uns sehr gefallen. Man konnte gut erkennen, in welcher Phase sich die Familie grade befindet, obwohl die Wechsel sehr unauffällig waren.

Unserer Meinung nach ein verdienter erster Platz!

Besondere Erwähnung 2021

“TOČAK ZIVOTA / WHEEL OF LIFE” - Tamara Maksimović

Für uns ist dieser Film eine besondere Erwähnung wert, da uns die technische Arbeit der Regisseurin einfach begeistert hat. Dies ist die Arbeit einer Künstlerin, die ihr Handwerk versteht und durch eine besondere Erwähnung belohnt werden sollte.